Trost für Investoren, Mieten steigen
Erwischt es jetzt auch den „Wohnungskonzern“ Heimstaden? Der Wert aller Heimstaden-Anleihen auf dem Markt beträgt jetzt nur noch 108,8 Mrd. Norwegische Kronen d.h. 29 Prozent weniger als bei der Ausgabe der Anleihen. Es sollen bereits mehrere internationale Hedge-Fonds begonnen haben, sich mit ihren Wetten auf das Heimstaden Imperium zu konzentrieren. Denn es wird erwartet, dass der Konzern Gefahr läuft, seine Kredite nicht mehr bedienen zu können. Die Kreditgeber zittern – Jetzt verlangt Vermögensverwalter Erik Hagerup für die Geldgeber zumindest eine höhere Verzinsung ihrer Anleihen vom Mehrheitseigner der Heimstaden AB, Ivar Tollefsens
Erst die „Adler-Group“, dann Vonovia und LEG
und jetzt Heimstaden. Überall dieselbe Geschichte. Kurz vor Ende der Nullzinsphase haben sich die Konzerne mit gewaltigen Unternehmensaufkäufen per Kredit verhoben. Jetzt verhageln die gestiegenen Zinsen die Bilanzen. Und nicht nur das: Alle hatten sich daran gewöhnt, mit jeder Hauptversammlung eine große Wertberichtigung ihrer Immobilien nach oben vorzunehmen und damit die hohen Dividenden-Zahlungen an die Aktionäre zu finanzieren. Jetzt gibt es nicht nur keine Wertberichtigung nach oben, sondern eine nach unten – Der Wert ihrer Immobilien ist gesunken. Nicht nur das Geld für die Dividende ist weg, auch das Bezahlen der Kredite wird Tag für Tag schwieriger.
Nur einer lacht sich ins Fäustchen.
Roger Akelius hatte im Herbst 2021 rechtzeitig sein Häuserimperium in Deutschland, Dänemark und Schweden teuer an Heimstaden verkauft und den zig-Milliarden-Erlös steuerfrei auf die Bahamas verfrachtet. Entweder hatte er eine gute Nase für das drohende Ende der Nullzinspolitik, oder er hatte unseren Film „Wer Rettet Wen – Reloaded“ gesehen. Dort wird schon 2020 ausgeführt, dass das ausufernde Kreditgeschäft auf Basis der Nullzinsen unweigerlich in einer Inflation enden muss. Die EZB hatte zwar länger gebraucht als alle anderen. Aber auf eine Inflation musste früher oder später ein Anstieg der Zinsen folgen. Womit sich nicht nur die Kredite verteuerten. Auch die Lust, sich per Kredit eine Immobilie zu kaufen, ist in den Keller gegangen. Die lange gefütterte Immobilienblase bekam dadurch eine Delle. Soviel Logik war dem Vonovia CEO Rolf Buch wohl genauso fremd wie dem Heimstaden-Eigner Ivar Tollefsens.
Es wäre nicht verwunderlich, wenn die sog. „Wohnunternehmen“ demnächst Rettung durch die Steuerzahler beantragen
Und was geht das uns an? Nun, wenn wir alle die Folgen der gewaltigen Übernahmegelüste dieser Konzern-Chef-Machos ausbaden sollen, dann sollte das doch von uns allen verhindert werden! Und nicht nur das. Z.Zt. schreibt die FAZ: „Das Wohnen wird teurer“ oder „Kaufpreise sinken, Mieten steigen“. Man versichert den Investoren, sie sollten ruhig Immobilien kaufen, die Mieten würden auch künftig immer weiter steigen. Und das ist keine billige Prognose. Den genannten Konzernen steht das Wasser bis zum Hals. Wertberichtigung geht nicht mehr – Kredite zu teuer. Da bleibt nur die Steigerung der Mieteinnahmen als einziger Ausweg – egal wie, um die zitternden Aktionäre bei Laune zu halten. Denn auch ohne Krise war und wird das Wohl ihrer Anteilseigner immer die Messlatte sein.
Warum unser Grundbedürfnis Wohnen den Verwertungsinteressen durch Konzerne und Fonds unterliegt, verstehen heute immer weniger Menschen
Jetzt hat auch in Hamburg die Volksinitiative „Hamburg enteignet“ die erste Stufe des Volksbegehrens bravourös gemeistert. Das Verfassungsgericht Hamburg prüft nun schon seit Monaten seine Rechtmäßigkeit. Bisher wurden allerdings alle Volksbegehren, die von engagierten Menschen aus Hamburg initiiert worden sind, durch eben dieses Verfassungsgericht Hamburg für nicht rechtens erklärt.
Zufall? Wir wollen es hoffen!
Der Glaube, die Demokratie werde das schon richten, hilft hier nicht weiter. Ohne öffentlichen Druck hat Vernunft in Fragen des Wohnens keinen Platz.
Wir dürfen nicht hinnehmen, dass Reiche und Besserverdienende immer mehr Bürger*innen aus den Städten verdrängen.